Best of... August 2003

 
Wenn ihr Euch fragt, wo ihr hier gelandet seid, dann will ich das gerne erklären. Ich bin Ben und habe vor, mich in Zukunft mit dem WWE-Geschehen eines vergangenen Monats zu befassen (sofern Ihr das wollt). Besonderes Augenmerk lege ich dabei auf die Booker und was die in den letzten 30 Tagen so alles verzapft haben. Etwas kürzer äußer ich mich zu Gimmicks, dem aktuellen PPV und den Rostern der beiden Hauptshows von WWE. Aber lest es Euch selber durch, dann wisst Ihr, wovon ich spreche und ich kann mir ein langes Vorwort ersparen. Ich hoffe es gefällt Euch, hier ist mein erstes Best of...:

Beste Storylines und Fehden
1. Kane- Storyline
2. Lesnar v. Angle
3. Hurricane/Rosey S.H.I.T.-Story

Die Nummer 1 dürfte nicht sehr überraschend sein. Keine Storyline hat die letzten Wochen mehr dominiert als die Geschichte um Kane. Viele Kritiker sahen Kanes Ende gekommen, als das Match um die Demaskierung angesetzt wurde. Von der Szene selber waren ebenfalls viele enttäuscht, doch was sich danach entwickelte war ein wahrer Knüller ? und endlich wieder eine Storyline, die die Leute interessiert hat. Jeder der länger dabei ist und weiß, was für ein langweiliger Vogel Dr. Isaac Yankem D.D.S. und wie schlecht und sinnlos der Fake Diesel waren, der hatte Angst um Kane. Angst, dass ihn sein Gesicht aus dem Spotlight kicken würde. Doch endlich haben sich die Schreiberlinge der WWE hingesetzt und wirklich das Beste daraus gemacht, schwups waren auch die Ratings konstant bei 4,0 und mehr. Das geniale der Storyline ist kaum in einem Satz zusammenzufassen: Auf der einen Seite das Spiel mit dem Publikum. Das Publikum sollte Kane nicht hassen, es sollte zunächst Mitleid empfinden. Trotz Attacken gegen die Face-Stars bekam die große rote Maschine immer wieder Pop-Reaktionen, wie sie manch ein Face nicht bekommt. Das Verschonen von Eric Bischoff in einem Match schien ihn zum endgültig Heel zu machen, wenige Wochen später chokeslamt Kane Bischoff und bekommt wieder Pops. Das ist die nächste Genialität in dieser Storyline: Sie nimmt kein Ende und vor Allem nimmt sie keine Form an. Man weiß nicht, wo das alles hinführen soll, wie lange es noch dauert. Gibt es den Wechsel zu Smackdown, eine Fehde gegen den Undertaker? Gibt es bei RAW einen Title-Push? Was erwartet uns bei dem Inferno-Match? Was ist mit RVD? Die Storyline geht in keine klare Richtung, was in diesem Fall aber gut ist, denn man will wissen wie es weiter geht. Die RAW-Ratings beweisen es. Der zuletzt sehr blasse Kane beherrscht im Moment das Geschehen in der WWE ? und das neben einem Goldberg und einer Evolution. Die Kane-Storyline ist ganz klar die bisher beste des Jahres. Weiter so, liebe Schreiber, ihr könnt es, wenn ihr wollt!

Was wir beim Main-Event von Wrestlemania gesehen haben war ein Feuerwerk, das noch lange in den Köpfen von WWE-Fans bleiben wird. Nicht nur die Shooting-Star-Press, das ganze Match war ein Knüller. Dieses konnte man nicht wiederholen, und man wollte es auch gar nicht wiederholen ? genau darin liegt das schöne an der erneuten Angle/Lesnar-Storyline. Immer wenn Angle Face war, ließ man ihn schon nach einigen Wochen wieder zum Heel turnen ? er spielt diese Rolle einfach besser. Einen Brock Lesnar baute man im letzten Jahr als Top-Heel auf und die Leute bejubelten ihn trotzdem. Und sie bejubeln ihn teilweise heute noch. Umso erfrischender war es zu sehen, dass sich WWE von den Gewohnheiten abwandte und tatsächlich weiterhin auf Angle als Face-Champion setzt und Lesnar im Cage-Match Heel turnen ließ. Das finale Match beim Summerslam hatte dadurch eine gesunde Portion Spannung, es konnte technisch überzeugen und hatte mit dem Austappen von Lesnar ein (mehr oder weniger) überraschendes Ende. Man muss auf Seiten von WWE an dieser Stelle allerdings aufpassen, dass das nicht zur Gewohnheit wird und Brock das Monster bleibt, zu dem man ihn aufgebaut hat. Weitere Niederlagen wie gegen Angle könnten Brock Lesnar kaputt machen, ähnlich wie bei Big Show, den doch niemand mehr als Monster ernst nehmen kann, wenn er sich nach jedem Push für irgendjemanden zweitklassigen hinlegen muss. Das Beste für diese gute Storyline um Angle und Lesnar wäre, sie an dieser Stelle auf Eis zu legen und beide parallel voneinander weiter zu pushen.

Platz drei der besten Storylines des Monats geht wieder an die Verantwortlichen von RAW. Mit The Hurricane hat man über die Zeit hinweg aus dem Langweiler Shane Helms einen der Top-Faces von RAW gemacht. Dieser durfte The Rock besiegen und hat mittlerweile einen Kult-Status wie z.B. der Godfather zu seinen besten Zeiten oder der TooCool-Rikishi von damals. Dann gab es da ein Tag Team, bei OVW noch die ?Island Boys?, bei WWE machte man sie zu Three-Minute-Warning. Eine gute Entscheidung, eine Kopie der Headshrinkers hätte nicht in diese Zeit gepasst. Nun ergab sich das Problem, dass man die eine Hälfte des Teams entlassen musste und die andere Hälfte nun alleine dastand. Weiteres Problem: Keiner scherte sich um diese übergebliebene Hälfte, Rosey. Und was macht man, wenn man einen farblosen Wrestler und einen storyline-losen Top-Face hat, man lässt sie teamen ? wie zuletzt auch bei Lance Storm und Goldust. Jedoch geht diese Rechnung bei Rosey und the Hurricane etwas besser auf und es würde mich nicht wundern, wenn wir die beiden demnächst schon als Top-Tag-Team bei RAW sehen werden. Das Ziel der Storyline, Rosey zu etablieren, ist wohl gelungen. Es muss aber noch eine Menge Arbeit geleistet werden, denn bei einem möglichen Split hätte the Hurricane seinen Alt-Status sofort wieder, für Rosey wäre das im Moment noch ein Problem. Noch sieht es allerdings so aus, als ob sich WWE dessen bewusst ist und den beiden die notwendige Aufmerksamkeit schenkt.

Insgesamt überwiegen im Moment doch die guten Storylines und man hat sich (fast) ausschließlich von Al-Wilson-artigen Peinlichkeiten trennen können. Den Show-Punkt für die Kategorie Storylines bekommt allerdings in diesem Monat ganz klar RAW, da es einfach mehr Interessantes zu sehen gibt, da kann man sich auch eine Gurke wie den Bischoff/Linda-Angle erlauben (s.u.).

Schlechteste Storylines und Fehden
1. Eric Bischoff / Linda McMahon
2. Undertaker / A-Train
3. Teddy Long ? Stable

Die Eric Bischoff / Linda McMahon Storyline sehe ich als die wohl größte Beleidigung eines Wrestling-Fans seit Al Wilson an. Jungs von RAW, ihr könnt das besser ? und es hätte mit ein bisschen Nachdenken bestimmt auch andere Methoden gegeben, warum Shane sauer auf Bischoff sein sollte, um den Summerslam zu hypen. Tut uns allen einen Gefallen und beendet das, was ihr angefangen habt ganz schnell, von mir aus grabt Al Wilson aus, aber das was ihr da fabriziert habt, tut wirklich weh.

Die ?Fehde? vom Undertaker und A-Train tut zwar nicht weh, sie war jedoch einfach nur langweilig. Ich weiß nicht, ob die WWE den Undertaker um den Summerslam herum immer ärgern will und ihn in Storylines katapultiert, bei denen lautes Gähnen vorprogrammiert ist... Letztes Jahr wollte ihn schon niemand gegen Test kämpfen sehen, die Geschichte mit A-Train in diesem Jahr dann ja wohl noch weniger. Der Undertaker ist und bleibt der Undertaker. Auch wenn er nicht die Technik eines Kurt Angle, das Mundwerk eines Chris Jericho oder den Körperbau eines Brock Lesnar hat ? der Undertaker gehört in den Main Event gegen einen anderen Main-Eventer und nicht in ein Midcard-Match mit einem wandelnden Wollkneul wie A-Train. Aber das scheint man ja eingesehen zu haben und ist im Moment dabei, ihn aus dieser Misere wieder heraus zu holen. Wollen wir es hoffen.

Zum letzten Punkt will ich gar nicht viel sagen. Zieht Teddy Long wieder den Referee-Dress an, schickt Mark Henry wieder zu Olympia und lasst Rodney Mack das Abendbrot für Jazz kochen ? so kommt ihr glücklich aus dieser Geschichte heraus und RAW könnte wieder zu einem durchweg spannenden Showprodukt werden.

Beste Gimmicks
1. Kane
2. John Cena
3. Shane McMahon

Das aktuelle Kane-Gimmick ist eines der besten, das in letzter Zeit kreiert wurde. Viel muss ich dazu nicht mehr sagen, dass ist ja sehr ausführlich schon bei den Top-Storylines geschehen. Das einzige Problem im neuen Charakter von Kane sehe ich in der Langlebigkeit dieses Gimmicks. Die ganze Geschichte wird nicht für immer interessant bleiben ? und langfristig wären die Überlebenschancen eines maskierten Kanes mit Sicherheit größer als die eines rasierten Dr. Isaac Yankem D.D.S.!

John Cena bereitete mir zu Beginn seiner Karriere wirklich Kopfschmerzen. Er stellte absolut nichts dar und trotzdem musste ein Chris Jericho bei einem PPV für ihn jobben. Diese Zeiten sind jetzt glücklicher Weise vorbei und Cena hat ein Gimmick bekommen, das ihn in Windeseile in den Main-Event katapultiert hat. Mehr davon, es gibt noch mehr Leute, die eine Auffrischung gebrauchen könnten!

Das neue Rächer-Gimmick von Shane McMahon gefällt mir persönlich auch sehr gut und findet daher Erwähnung in dieser Top-3. Während die Storylines um seinen Vater Vince doch immer eher lächerlich und selbstdarstellerisch wirken, kauft man Shane seine Wut ab und ich freue mich richtig auf das Inferno-Match, und das will was heißen, denn auf ein Match mit McMahon-Beteiligung hab ich mich noch nicht oft gefreut!

Mit Leuten wie Kane, Shane, Rosey, usw. punktet RAW ganz klar in dieser Kategorie gegenüber Smackdown, wo es neben Cena und Guerrero kaum Lichtblicke bei der Sparte Gimmicks gibt. Also auch hier der Show-Punkt an RAW.

Schlechteste Gimmicks
1. Kevin Nash
2. Val Venis
3. A-Train

Nichts gegen Kevin Nash. Als Diesel hab ich ihn verehrt und seine Rolle als nWo-Begründer in der alten WCW hat er auch gut gemacht, obwohl er nie ein Gott im Ring war. Was man jetzt aus ihm macht ist allerdings nur traurig. Mit den kurzen blonden Haaren erinnert er an seinen früheren Charakter Oz, zu dem beim ?Gimmick-Müll? genug geschrieben steht. Tut Nash und den Fans einen Gefallen und lasst ihn (mit schwarzen Haaren) nach seinen Dreharbeiten als bösen Heel zurückkommen, so wie jetzt jedenfalls bringt das gar nichts.

Val Venis ist ein wirklich talentierter Mann. Es hat ihm meiner Meinung nach die ganzen Jahre über aber an wirklichem Charisma gefehlt, um den Schritt in den Main Event zu schaffen. Dann machte man ihn zu Chief Morley und er bewies allen das Gegenteil. Er wurde gehasst, das heißt, er hat durchaus Publikumsreaktionen erzeugt und wäre im Anschluss bereit für den nächsten Schritt gewesen. Und was macht man? Man verpasst ihm wieder den guten alten langweiligen Val Venis Charakter und lässt ihn in der Midcard versauern. Als Sean Morley hätte man einen Champion aus ihm machen können.

Über A-Train möchte ich nicht sprechen. Wenn es jemanden gibt, der ihn in irgendeiner Weise spannend findet, der möchte mir dies bitte mitteilen. Ich finde ihn jedenfalls so spannend wie, ach, was weiß denn ich, ich finde ihn halt Kacke.

PPV-Tops (Summerslam 2003)
1. Angle v. Lesnar
2. Elimination Chamber
3. Fatal 4 Way

Angle gegen Lesnar war das meiner Meinung nach beste Match beim Summerslam. Es auf Rang 1 zu stellen ist auch eine kleine Trotzreaktion aufgrund der Enttäuschung über die Elimination Chamber.

Die Atmosphäre die bei der Chamber erzeugt wurde ist zwar einzigartig und deshalb muss man sie hier in den Top 3 des Summerslam nennen, das Match hat bis auf einen schönen Start allerdings enttäuscht. So ein Ende haben weder Nash, noch Michaels oder Jericho verdient. Respekt dafür, dass sie bereit waren, auf diese Art und Weise zu jobben.

Auch vom Fatal 4 Way hätte ich mir ein wenig mehr versprochen, da es schließlich ein Match mit Guerrero/Benoit-Beteiligung war, aber es war auf jeden Fall okay und mit Sicherheit eines der Top3 des Summerslams. Positiv überrascht war ich übrigens auch vom Tag Team Title Match, welches hier auch noch unbedingt erwähnt sein sollte.

Den größeren und besseren Anteil am Summerslam hatte sehr offensichtlich und eindeutig das RAW-Roster, Show-Punkt in der Kategorie PPV also ganz klar für RAW.

Wrestler des Monats
1. Eddie Guerrero
2. Chris Jericho
3. Kane

Eddie Guerrero ist ein Phänomen. Das Publikum hat es aufs Verrecken nicht zugelassen, dass er Heel turnt und so wurden diese Pläne auch schnell wieder unter den Tisch geworfen. Nicht ohne Grund wird Eddie in den Medien momentan als das Heißeste bei WWE bezeichnet. Hoffentlich kann er diesen Status noch lange halten ? Main Event-Fehden mit Namen wie Brock Lesnar, Chris Benoit oder Kurt Angle könnten ewige Klassiker werden.

Nachdem Chris Jericho an jeder sich bietenden Stelle verjobbt wurde, ging es seit Wrestemania steil bergauf mit ihm. Großen Anteil daran hatte mit Sicherheit sein Highlight Reel, das zu einem festen und nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil von RAW wurde (und das Duell mit dem Pipers Pit klar gewann). Für Jericho wäre nun wieder der Moment gekommen, einen Schritt weiter zu kommen. Er spielt in jeder Fehde, die es derzeit bei RAW gibt eine mehr oder weniger große Rolle ? mit ihm als World Champion könnte man Großes anfangen.

Kane gehört auf die Liste, nicht weil er wrestlerisch überzeugt hat, einfach weil sein Name das Wrestling momentan dominiert. Er selbst hat da keinen großen Anteil dran, diesen Erfolg können sich die Booker zuschreiben.

Der Show-Punkt für die Kategorie Roster ist sehr schwierig zu vergeben. Aber auch hier muss ich mich für RAW entscheiden, dass dadurch eindeutig zum stärkeren WWE-Produkt wird. Bei Smackdown muss einfach was passieren, doch mit Eddie Guerrero lässt es sich optimistisch in die Smackdown-Zukunft schauen. Lasst nur bitte diesen Quatsch mit der Vince-Undertaker-Storyline, ich glaube nicht, dass das funktionieren wird.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. Jonathan Coachman (und ein Match gegen JR)
2. Vince in einer Topstar-Fehde nach der anderen
3. Women?s Title

Das Überflüssigste des Monats folgt zum Schluss und soll nur sehr kurz betrachtet werden: Coach ist schon als Kommentator eine Pfeife gewesen, das Augenmerk in Form einer Storyline auf ihn zu richten kann langfristig nichts werden. Ich hoffe nur, dass man sich das mit dem JR-Coach PPV-?Match? schnell anders überlegt...

Vince McMahon ist nicht aus dem TV zu kriegen. Er selber ist wohl einer der größten Faktoren, warum Smackdown als Gesamtprodukt RAW so weit hinterher hinkt. Es wird Zeit, dass sich Vince wieder (ausschließlich) um die administrativen Tätigkeiten kümmert.

Ich finde, es gibt langfristig gesehen kaum etwas nervigeres als den Women?s Title. Die Hardcore-Division schafft ihr ab und ein paar Frauen stellt ihr auf die Topcard mancher PPVs, das kann es in meinen Augen irgendwo nicht sein. Als Valets sind sie schön anzusehen, doch in den Ring gehören die Mädels nicht.

Unterm Strich

Unterm Strich gesehen liegt ein guter WWE-Monat hinter uns, der im Großen und Ganzen positiv in die Zukunft blicken lässt. Der Summerslam war insgesamt gut, die Storylines endlich wieder innovativ und auch neue viel versprechende Gesichter gab es in diesem Monat. Um die WWE als Gesamtprodukt stärker zu machen, muss man sich etwas um das Sorgenkind Smackdown kümmern.

Die Showpunkte ergaben ein klares 4:0 für RAW gegenüber Smackdown.

Ich hoffe, meine erste Kolumne hat Euch gefallen, dann gibt es in Zukunft mit Sicherheit mehr davon. Mich persönlich würde das sehr freuen. Also gebt mir ordentlich Feedback, und seid dabei nicht zu streng mit mir ;-)

Ben